Ein breites Angebot medizinischer Fachliteratur begleitet die gern als "Königsdisziplin" bezeichnete Physiologie und ihre vielen Teilgebiete. Die Gunst der Medizinstudenten und der meisten Nichtmediziner teilen sich aber im Wesentlichen zwei Bücher: das seit Jahrzehnten gebräuchliche Referenzwerk von Schmidt/Thews und der erst vor einigen Jahren eingeführte Klinke/Silbernagl.|Der Klinke/Silbernagl wendet sich in einer -- durchaus angenehmen -- persönlichen Art und in klarer Sprache an die Medizinstudenten. Im Vergleich zum Schmidt/Thews ist die Darstellung weniger umständlich, was sich auch im geringeren Umfang des Buches niederschlägt. Die einzelnen Kapitel sind ungefähr nach den GK-Vorgaben und der Prüfungsrelevanz des Stoffes gewichtet. So fallen zum Beispiel die Kapitel zum Nervensystem deutlich straffer aus als im Schmidt/Thews. Bezugnahmen auf explizite klinische Situationen sind im Klinke/Silbernagl dünn gesät. Wer gar (illustrierende) Fallbeispiele erwartet, wird enttäuscht. Das Buch eignet sich primär für das Lernen innerhalb des Medizinstudiums, für das Nachschlagen nach dem Physikum aber wohl weniger.|Insgesamt sind nur relativ geringe Vorkenntnisse notwendig, um mit dem Klinke/Silbernagl erfolgreich in die Physiologie zu starten. Das durchschnittliche Abiturwissen reicht aus, auch ohne Biologieleistungskurs. Kaum jemand dürfte bei diesem Buch Verständnisprobleme haben, und dank der gelungenen Symbiose von Abbildungen und Text geht die Lust am Lernen nicht verloren. Die Herausgeber haben übermäßig textlastige Abschnitte vermieden. Alles in allem ist das Lehrbuch von Klinke und Silbernagl der einfachere Weg, um den komplexen Stoff im vorklinischen Studium erfolgreich zu bewältigen.|--Philipp-R. Schulz