Bücher wie dieses sind rar: Humor, Spannung, Emotionen, Abenteuer und eine
Portion Weisheit kommen zusammen und lassen einen den Alltag für eine Weile
vergessen und ins Alte China eintauchen. Wer für diese zauberhafte Welt aus
Göttern und Gelehrten, aus Schwerttänzern und Schießpulver auch nur das
geringste Faible hat, wird das Buch kaum mehr aus der Hand legen
wollen.|Rasante Abenteuer geben sich die Klinke in die Hand, wenn Meister
Li - ein verückter chinesischer Sherlock Holmes mit manchmal ausgesprochen
gemeinen Ideen - einen Auftrag annimmt. In einem angenehmen Plauderton, der
den Leser mit einbezieht, berichtet Nummer Zehn der Ochse von den
haarsträubenden Ereignissen, und auf jeder Seite darf man mindestens einmal
lächeln, wenn nicht gar herzhaft lachen. Trotzdem ist das Buch keine reine
Komödie, denn Trauer und Tod sind allgegenwärtig, auch wenn man sie mit
einem Augenzwinkern als Tatsache des Lebens akzeptiert hat. Auch
kriminologisches Miträtseln an der Auflösung der Geschichte ist jederzeit
gefragt, und zwischendurch wird hin und wieder eine kleine Weisheit wie auf
dem silbernen Tablett serviert.|Daß so ein chinesisches Märchen auch in
Romanform funktioniert, liegt an der ausgefeilten Struktur der Handlung.
Immer wieder werden Brücken zu früheren Geschehnissen geschlagen und sorgen
nicht selten für Überraschungen, und trotz der vielen Einzelabenteuer gerät
die Haupthandlung nie aus dem Blickfeld. Die einmaligen Charaktere, die auf
den ersten Blick oft wie einfache Archetypen wirken, sich aber immer als
vielschichtige Figuren entpuppen, begleitet man ohnehin einfach gerne durch
300 Seiten (Band 1) voll guter Einfälle, ideenreicher Settings und
phantasievoller Abenteuer.|entnommen aus "Bibliotheka Phantastika"|Band 2 und 3 setzen die Abenteuer fort.|3-492-26519-7 - Die Brücke der Vögel - 301 S|3-492-26520-0 - Meister Li und der Stein des Himmels - 327 S|3-492-26521-9 - Die Insel der Mandarine - 279 S|SQ, Unter Fantasy-Lesern galt der erste Meister-Li-Roman des amerikanischen Autors Barry Hughart lange Zeit als Geheimtipp, und inzwischen ist er geradezu zum Kultbuch geworden. 1984 erschienen, wurde|Die Brücke der Vögel|ein Jahr später mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet und gehört noch immer zu dem Schönsten, was bislang im Bereich der asiatisch inspirierten Fantasy geschrieben wurde. Nun ist der Roman endlich wieder in einer preiswerten Neuauflage erhältlich.|Das kleine chinesische Dorf Ku-Fu wird von einer rätselhaften Seuche heimgesucht. Die sorgsam aufgezogenen Seidenraupen, die das Überleben des Dorfes sichern, sterben in ihren Kokons, und kurze Zeit später fallen die Kinder Ku-Fus in eine totenähnliche Starre. Der Junge Lu Yu, der den Spitznamen "Nummer Zehn der Ochse" trägt, macht sich mit den kärglichen Ersparnissen der Dorfbewohner auf den Weg nach Peking, um einen Weisen um Rat zu bitten.|Dort trifft er auf den kauzigen Meister Li, der ihm seine Hilfe zusichert und schon bald die Lösung des Rätsels findet: Die Kinder Ku-Fus sind vergiftet worden, und nur eine sagenumwobene Ginsengwurzel kann sie wieder ins Leben zurückholen. Eine abenteuerliche Jagd quer durch China nimmt ihren Anfang, in deren Verlauf Meister Li und sein junger Begleiter von einer lebensgefährlichen Situation in die nächste geraten. Die fröhliche Gelassenheit des weisen Alten kann das jedoch nicht erschüttern, und schon bald stellt sich heraus, dass hinter dem zunächst banal anmutenden Vorfall ein göttliches Geheimnis steckt, das die Zukunft ganz Chinas bedroht.|Die Brücke der Vögel|führt den Leser in die exotische Welt eines antiken China, das es so nie gegeben hat, das jedoch dank Barry Hugharts erzählerischem Können und seiner intimen Kenntnisse der chinesischen Kultur und Lebensweise zu faszinierendem Leben erwacht. Die Verbindung eines realen historischen Hintergrunds mit Elementen der Fantasy gelingt dem Autor dabei auf überzeugende und überaus unterhaltsame Weise. Mit seinen aberwitzigen Wendungen und skurrilen Anachronismen steht der Roman darüber hinaus in der Tradition des Schelmenromans im Stile der Abenteuer des Lügenbarons Münchhausen. Ein humorvolles und zugleich poetisches Meisterwerk, das trotz der in sich abgeschlossenen Geschichte den Griff zum nächsten Meister-Li-Roman unvermeidlich macht.|--Sara Schade