Joan Campbell ist gelungen, was viele für unmöglich gehalten hatten, nachdem Bomben im Jahre 1944 das Werkbund-Archiv zerstört hatten: aus den zahllosen, weit verstreuten und oft bruchstückhaften Quellen ein Bild des Werkbunds zu zeichnen, das die Kontinuität seiner Ideen und Ziele und gleichermaßen seine Konflikte und inneren Widersprüche darstellt, die ihn oft an den Rand des Zusammenbruchs oder der Auflösung führten; ein Bild, das die Tiefen wie die Höhepunkte seiner Entwicklung berücksichtigt und noch im Detail den Werkbund in den engsten politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhang mit jenen Zeitläufen stellt, deren Produkt er war. Wie kaum eine zweite kulturelle Organisation reflektiert der Werkbund in seinen Erfolgen und Problemen seine jeweilige Gegenwart; seine Geschichte ist untrennbar mit der politischen und Wirtschaftsgeschichte Deutschlands verknüpft. Die Biographien seiner führenden Mitglieder sind zugleich Zeugnisse des kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens zwischen der Jahrhundertwende und dem Dritten Reich, und von der Gründung des Werkbunds bis zu seiner Gleichschaltung verliert die Autorin diesen Kontext nie aus den Augen.