[Minette Walters: Wellenbrecher Taschenbuch (Akzeptabel) Goldmann 2003 ], Ein dreijähriges Mädchen irrt mutterseelenallein und schwer traumatisiert auf einer Straße im Lilliputviertel von Poole in England umher. Etwa zur selben Zeit wird die Leiche einer jungen unbekleideten Frau am Strand bei Chapman's Pool von zwei kleinen Jungen entdeckt. Sie ist das Opfer einer Vergewaltigung und im dritten Monat schwanger. Damit ist die Ausgangssituation eines weiteren Kriminalromans der britischen Erfolgsautorin Minette Walters geschaffen. Walters ist bekannt dafür, den Stoff ihrer Geschichten aus Begegnungen und Interviews mit Gefängnisinsassen zu verwenden und umzuarbeiten. Das läßt ihre Romane glaubhaft wirken. Die Autorin arbeitet in Wellenbrecher besonders die Ermittlungen der Polizei dezidiert heraus, verkörpert durch den vierschrötigen Nick Ingram. Sämtliche Verhöre und Protokolle der Tatverdächtigen und der Zeugen werden in Kursivschrift wiedergegeben, um einen möglichst authentischen Eindruck zu vermitteln. Erbarmungslos werden die Biographien der Hauptverdächtigen sowie des Opfers ans Tageslicht gezerrt. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, wobei die Schönen schlecht sind und die weniger Ansehnlichen gut. Sowohl die Ermordete Kate Sumner als auch die 15jährige Freundin des Hauptverdächtigen Steven Harding, Marie Freemantle, sind blond und schön, verfügen jedoch über eine weniger makellose Persönlichkeit. Auch der sexuell zwielichtige Schauspieler Steven Harding betört die Damenwelt mit einer ausnehmend blendenden Erscheinung bei gleichzeitig gestörten Wesensmerkmalen. Neben Nick Harding wird auch der kauzige Ehemann William Sumner in den Kreis der Verdächtigen hineingezogen. Die Beziehung der beiden war ein gegenseitiges Geschäft mit ungleichen Bedingungen. Parallel zu den eigentlichen Geschehnissen lenkt Walters immer wieder durch Episoden um die junge, etwas verwahrloste Pferdebetreuerin Maggie Jenner und den Polizisten Nick Ingram ab. Maggie Jenner ist nur mittelbar als Zeugin für die Mordsache von Bedeutung. Der Roman ist spannend bis zum Schluß, der Plot allerdings enttäuscht. Die Erwartung eines Clous bei der ansonsten anhaltend raffiniert komponierten Handlung wird leider nicht erfüllt. Dennoch ein lesenswerter Krimi, den man in einem Zug verschlingt. --Corinna S. Heyn