Die schrecklichen Gärten, Mit den Clowns kommen auch bei Michael Quint die Tränen. Zumindest bei dem Ich-Erzähler seines schmalen Erzählbandes ist das so: Gleich auf den ersten Seiten macht er seiner Abscheu gegen Hanswurste und Möchtegern-Artisten Luft. Umso tragischer, dass gerade sein Vater meint, mit allerlei Küchengeräten behangen dilettantische Faxen machen zu müssen: Immer wenn der Sohn des Grundschullehrers seinen Clownerien ansichtig wird, kommen Ekel und Wut in ihm hoch -- und eben Tränen: "Der Wunsch zu weinen und tiefe Verzweiflung, brennenden Schmerz und die Scham eines Parias." So wie eine "sittsame Jungfrau, die mitten im Blumenbeet einen obszönen Gartenzwerg mit aufgerecktem Glied entdeckt". Das fällt nicht schwer sich vorzustellen.|Eines Tages aber, nachdem er mit seinem Onkel im Kino|Die Brücke|von Bernhard Wicki gesehen hat, lernt der Erzähler, was seinen Vater zu seinen aberwitzigen Unternehmungen trieb: Während des 2. Weltkrieges eher zufällig zur Résistance gestoßen, musste er mit mehreren Gefangenen nach einem Anschlag über Tage in einem Erdloch kauern -- doppelt schuldig geworden durch die Tat und den Umstand, dass sein Geständnis einigen Unbeteiligten in der Grube das Leben retten könnte. Während die Gruppe, durchnässt bis auf die Knochen, auf ihr Schicksal wartet, erscheint ein Wachsoldat, der sie mit burlesken Einlagen zu verhöhnen scheint. Allmählich aber merken die Gefangenen, dass genau dieses Tun ihnen neuen Lebensmut zurückgeben soll. Dieser Soldat, heißt es in|Die grausamen Gärten|, sei eben jener Bernhard Wicki gewesen.|Einige Bücher hatte Michael Quint bereits geschrieben, als ihm mit|Die grausamen Gärten|in Frankreich endlich der große Durchbruch gelang. So ganz mag man das nicht verstehen, zumal die schmale Erzählung, durch etwa 80 großzügig bedruckte Seiten aus nicht aufgeschnittenen Doppelbögen zum Buch aufgebläht, über weite Strecken eher langweilt. Die Übersetzung tut ihr übriges zur unfreiwilligen Komik mancher Sätze: Da holpert die deutsche Sprache über die Seiten wie Slapstick-Komödianten durch eine Zirkus-Manege. "Wir haben alle losgeprustet. Oje, oje, oje" notiert einmal der Erzähler in der Retrospektive. Ob des großen Erfolges der Geschichte bleibt man als Leser da eher mit einem ungläubigen Lächeln zurück.|--Thomas Köster